Marco Schmitz zu "Mit einer Arbeits- und Fachkräfte- offensive im Bereich der beruflichen Bildung dem Fachkräftemangel in Nordrhein-Westfalen begegnen"

03.11.2022

Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrter Herr Präsident,
Ich spreche heute zu einem Thema, das uns alle angeht und von dem wir alle betroffen sind. Wir können die Auswirkungen in unserem persönlichen Umfeld tagtäglich spüren – im Bildungswesen wie gleichermaßen im Gesundheitswesen oder im Handwerk.
Jeder, der in den letzten Wochen versucht hat, einen Handwerker zu beauftragen, weiß wohl, wovon ich spreche: dem Fachkräftemangel. Er ist an einem so großen Wirtschafsstandort wie Nordrhein-Westfalen besonders schmerzhaft. Laut einer vor Kurzem veröffentlichten Umfrage des ifo Instituts leiden in Deutschland rund 87 % der Unternehmen unter diesem Fachkräftemangel. Mehr als ein Drittel der Befragten sieht dadurch sogar die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland gefährdet.
Diese Entwicklung wird durch den demografischen Wandel und dessen Auswirkungen noch verschärft. Demzufolge müssen wir jetzt handeln, und wir dürfen keine Zeit verlieren.

Wo stehen wir, und was müssen wir jetzt auf den Weg bringen? Lassen Sie uns einen Blick auf den Ausgangspunkt werfen, nämlich die berufliche Bildung. Zweifelsfrei ist sie der Dreh- und Angelpunkt bei der Fachkräftesicherung. Dort müssen wir ansetzen und jungen Menschen gute und nachhaltige Perspektiven bieten. Wir machen uns für die duale Ausbildung stark und werben bei Jugendlichen und Schulabgängern dafür, dass sie eine berufliche Ausbildung starten. Wir wollen in der Gesellschaft ein Bild etablieren, das akademische und berufliche Bildung gleichwertig zeigt. Dabei ist es uns wichtig, den Jugendlichen die individuellen Karrierechancen aufzuzeigen, die eine berufliche Bildung mit sich bringt, wobei wir uns auch nicht damit abfinden werden, dass Jugendliche mit schwachen Bildungsabschlüssen von diesen Chancen ausgenommen werden.

Der DGB hat gestern eine Pressemitteilung dazu herausgegeben. Darauf möchte ich kurz eingehen. Natürlich kündigen wir in keiner Form den Ausbildungskonsens auf und werden uns – wie wir es auch in den letzten fünf Jahren schon gemacht haben – auch um die Jugendlichen kümmern, die noch nicht ausbildungsreif sind und vielleicht noch keinen Ausbildungsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt bekommen, damit auch diese in der Lage sind, in Nordrhein-Westfalen eine Ausbildung abzuschließen.
(Vereinzelt Beifall von der CDU und den GRÜNEN)
Uns als regierungstragender Koalition ist es vor allem wichtig, neue Wege zu gehen und für neue Blickwinkel aufgeschlossen zu sein. Wir werden die Möglichkeiten schaffen, starre und veraltete Systeme aufzubrechen und etablieren somit ein zeitgemäßes und bedarfsorientiertes Handeln. Wir werden die Berufsorientierung an den Schulen neu aufstellen und Praktika zielgerichtet und effektiv anbieten, damit sich Jugendliche selbst ein Bild von den Betrieben machen können. Uns ist wichtig, bestehende Systeme und Instrumente auf ihre Aktualität hin zu prüfen. Unsere oberste Priorität liegt auf Modernität und Praxisnähe. Es wird für uns kein Verfahren geben, das wir nicht auf seine Wirksamkeit hin überprüfen. Wir werden neue Wege gehen. Dazu gehört auch, gezielt Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben. Wir werden die Anerkennung der Abschlüsse beschleunigen und vereinfachen. Wir werden Geflüchtete oder Geduldete in den ersten Arbeitsmarkt integrieren.

Lassen Sie mich zusammenfassen. Wir werden die duale Ausbildung stärken. Wir verbessern die Rahmenbedingungen für die Berufsorientierung. Wir werben um Arbeitskräfte aus dem Ausland. Wir werden Möglichkeiten zu einem Quer- und einem Seiteneinstieg in die Berufe verbessern und arbeiten an modernen Kampagnen, die auf die besonders betroffenen Arbeitsfelder aufmerksam machen. Natürlich strecken wir auch den Tarifpartnern die Hand aus, weil wir als Parlament es nicht alleine können, sondern es nur als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu bewältigen ist. Also werden wir genauso die Arbeitgeber und die Gewerkschaften in diesen Prozess einbeziehen. Durch unsere Herangehensweise mit offenem Blick und gesundem Menschenverstand werden wir dem Fachkräftemangel entgegenwirken und uns gut für die Zukunft aufstellen. – Herzlichen Dank.

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