Matthias Goeken zu TOP 12 „Arbeits- und Fachkräfteoffensive – Herausforderungen der Energiewende mit den Potenzialen des handwerklichen und des industriellen Mittelstands begegnen“

03.05.2023

Sehr geehrte/r Frau/Herr Präsident/in,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

in unserem bevölkerungsreichen Land Nordrhein-Westfalen besteht täglich
ein großer Energiebedarf.
Um auch zukünftig über genügend Energie zu verfügen
müssen wir die Energiewende weiter vorantreiben.
Der grausame Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine zeigt uns täglich,
wie wichtig eine Unabhängigkeit von externen Energielieferanten ist.
Zudem müssen wir den Transformationsprozess
hin zur Klimaneutralität weiter vorantreiben.

Für diesen Transformationsprozess benötigen wir den handwerklichen sowie den industriellen Mittelstand, denn nur Personen,
die über eine große fachliche Expertise verfügen, können Geräte zur Energiegewinnung, wie z.B. eine Pelletheizung, eine Solaranlage oder eine Wärmepumpe installieren und warten.

Wir haben in NRW zahlreiche Handwerksbetriebe, die Tag für Tag hervorragende Arbeit leisten und damit auch den Wohlstand in unserer Gesellschaft sichern.

In der Regel ist ein Handwerker schnell zur Stelle. 
Bei einigen Handwerksleistungen liegt die Wartezeit jedoch bei 10 bis 14 Wochen – oder auch länger. Die Ursache hierfür liegt eindeutig beim Fachkräftemangel.
Wir haben zu wenige Handwerkerinnen und Handwerker, um die hohe Auftragslage zu bedienen.
Daher wird das Thema Fachkräftemangel uns auch zukünftig noch begleiten.
Nicht nur im Handwerk fehlen die Fachkräfte – insgesamt sind laut Bundesagentur für Arbeit aktuell noch rund 60.000 Ausbildungsplätze in NRW für das Jahr 2023 unbesetzt.
Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber auf Ausbildungsstellen nimmt zudem weiter ab – in diesem Jahr sind es 3,6 Prozent weniger als im Vorjahr.

Wir müssen uns dafür einsetzen, dass wieder mehr Menschen sich für eine Ausbildung entscheiden.
Dies können wir nur erreichen, indem wir die Attraktivität der Ausbildung weiter stärken, die Kooperation der verschiedenen Lernorte intensivieren und die digitale und energetische Ausstattung der Bildungseinrichtungen vorantreiben.
Außerdem muss es eine Absicherung von Fachklassen geben, denn der Weg zur Berufsschule darf nicht zu weit sein. Anderenfalls fallen die Bewerberzahlen weiter.
Kinder müssen möglichst früh die verschiedenen Berufsfelder kennenlernen,
um das Interesse schon frühzeitig zu wecken. Darüber hinaus
müssen wir dafür sorgen, dass die Berufswahl
nicht vom Geschlecht abhängig gemacht wird und alle Berufe für alle Menschen offen stehen. Dies sollte Kindern schon früh vermittelt werden.

Die duale Ausbildung bietet eine sehr gute Möglichkeit, um Qualifikationen insbesondere im Bereich der Wärme- und Energiewende
zu erwerben. Die Absolventen können dadurch einen wichtigen Beitrag für den Transformationsprozess leisten. Durch Qualifikation und Weiterbildung muss zudem der Einstieg für Quereinsteiger ermöglicht werden.

Darüber hinaus ist es wichtig, dass wir auch eingewanderte Mitbürgerinnen und Mitbürger, durch beispielsweise Sprachkurse, dazu befähigen, eine Ausbildung beginnen zu können.

Zudem müssen die Rahmenbedingungen verbessert werden, um einen schnelleren Einstieg in eine Ausbildung in unserem Land zu ermöglich.

Dies ist unter anderem durch schneller Visaverfahren und durch die Beschleunigung von Anerkennungsverfahren möglich.

Gleiches gilt für die Anträge auf Berufsanerkennung. Auch hier lautet die Devise: vereinfachen, beschleunigen und entbürokratisieren.

Zudem muss es eine Erleichterung für Betriebe geben, auch Ausbildungsverträge
mit geduldeten Personen abzuschließen und anknüpfende Beschäftigungsperspektiven zu eröffnen.

Die 3+2-Regelung ist nur ein erster Schritt.
Ziel muss es sein, dass geduldeten Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung
eine dauerhafte Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung ermöglicht wird.

Auch die Anwerbung und Integration von Arbeits- und Fachkräften
muss erleichtert werden. Hierfür müssen Beratungsangebote ausgebaut und weiterhin für die Akzeptanz ausländischer Arbeits- und Fachkräfte geworben werden.

Wir müssen das Potenzial derjenigen, die in unserem Land arbeiten möchten, nutzen und ihnen auch die Möglichkeit geben, eine Beschäftigung auszuüben.

Wichtig ist hierbei auch die Beschleunigung der Anerkennungsverfahren und die Gewährleistung einer Verfahrenssicherheit für Unternehmen.

Um die Unternehmen zu entlasten und optimale Rahmenbedingungen zu schaffen,
müssen außerdem weiterhin übermäßige Bürokratieanforderungen gestrichen werden. Um die Herausforderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität zu meistern,
müssen die Unternehmen sich den neuen Gegebenheiten anpassen. Innovative Produkte und Dienstleistungen erfordern technisches Know-How und müssen bereitgestellt, um- und eingesetzt werden. Hierfür wird es erforderlich sein, dass ausgebildete Mitarbeiter Qualifikations- und Weiterbildungsmaßnahmen nutzen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir können auch in Zukunft nicht auf Ausbildungsberufe verzichten, denn wir benötigen die Expertise unserer Fachkräfte.
Daher müssen wir alles Notwendige dafür tun, die Ausbildungsberufe weiter zu stärken und wieder mehr Menschen für eine Ausbildung zu begeistern. Eine echte Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung muss unser Ziel sein.
Daher bitte ich um Unterstützung für unseren Antrag.