
Sehr geehrter Herr Präsident / sehr geehrte Frau Präsidentin,
Liebe Kolleginnen und Kollegen
Inn der Wirtschaff up der Eck,
Stonn die Männer an der Theek,
Die Fraulücksche sitze,
Beim Schwätzje zesamme,
Iss dat vorbei?
Sie haben es erkannt? Einer der berühmtesten Bläck Föss Titel „In unserem Veedel“, dessen Refrain hier sicher alle schon mal mitgesungen haben, beschreibt das Lebens-Gefühl der Menschen. Sie suchen und fanden dieses Gefühl in der „Wirtschaft an der Eck“ und in der Gastronomie als Ganzes.
Das geht über Essen und Trinken weit hinaus. Es sind unser aller soziale Kontakte, Zusammenleben und Zusammensein. Es sind für die Bürger in NRW und gerade in Köln „unverzichtbare Strukturen“, wie unser Antrag so schön schreibt. Gastronomie ist für sehr viele Menschen bei uns systemrelevant.
Iss dat vorbei?
Die aktuelle Corona-Pandemie belastet zahlreiche Wirtschaftszweige. Zu den stärkst betroffenen Branchen zählen Gastronomie, Hotellerie und die Veranstaltungsbranche. Es sind wichtige Wirtschaftszeige für unser Land und Arbeitgeber für viele Menschen bei uns in NRW - gerade auch in meiner Heimatstadt Köln.
Bereits im letzten Plenum habe ich deutlich gemacht, wie wichtig gerade diese Branchen für unsere Innenstädte und Stadtteile sind. Sie machen die Zentren und Viertel attraktiv und sorgen für volle Straßen und Plätze bei uns. In NRW und besonders für uns in Köln bedeutet Gastronomie eine Lebenskultur. Sie bedeutet aber auch Stadtentwicklung, denn viele junge Leute und auch Firmen kommen wegen der lebendigen Gastronomieszene nach Köln.
Als Messestadt und Magnet für Touristen ist eine starke Gastronomie ebenfalls von zentraler Bedeutung - für Köln – und auch für ganz NRW.
Die Menschen bei uns möchten gerne wieder rausgehen, das erfahre ich in Gesprächen in diesen Tagen immer wieder. Sie möchten sich mit Freunden treffen, gutes Essen genießen und feiern. Doch viele haben Angst, sich in ein Restaurant zu setzen oder eine Veranstaltung in einer Halle zu besuchen.
Gerade in geschlossenen Räumen fühlen sich viele Menschen zurzeit unwohl und meiden sie deshalb.
Das ist eins der größten Probleme für Gastronomie, Hotellerie und Veranstaltungsbranche, betrifft aber ebenso den stationären Einzelhandel oder auch Sportveranstaltungen. Dies erfahren wir aus unendlich vielen persönlichen Gesprächen mit unserem AK mit DEHOGA, Veranstaltungsbranche, Hotelverbänden, in Köln der IG Gastro und ganz vielen einzelnen Betreibern und Unternehmern in diesen Branchen. Hieran hängen Zehntausende Existenzen, angefangen beim Wirt über die Köche und Kellnern, Caterern bis hin zu den Licht- und Tontechnikern sowie Künstlern.
Die Situation wird sich in den kommenden Herbst- und Wintermontanen absehbar verschärfen. Ob das Gaffel am Dom, das Höninger oder die Quetsch, es sind Lokale mitten in Köln, die aufgrund ihres hohen Innenraum-Anteils dramatische Umsatzeinbußen erlitten haben.
Nutzen viele Menschen jetzt die Möglichkeit einen Platz auf der Terrasse zu reservieren oder eine Veranstaltung im Freien zu besuchen, so wird das in den kommenden Monaten nur noch eingeschränkt möglich sein; und damit die Branchen weiter schwächen.
Deshalb ist das Projekt des TÜV Rheinland mit der DEHOGA Nordrhein zur Qualitätssicherung für zusätzliche Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen ein wichtiges Signal, um den Menschen mehr subjektive Sicherheit zu geben und um neue Konzepte zu testen. Ich finde diese freiwillige Hygiene-Zertifizierung gut, mit der sich Gastronomen vom TÜV einer scharfen Kontrolle unterziehen, wie bei uns Em Krützche und dem Brauhaus Peters in der Altstadt. Mit der DEHOGA und betroffenen Gastwirten in Köln haben wir uns regelmäßig zu dem Projekt ausgetauscht und sind glücklich, dass es nun umgesetzt wurde.
In den vergangenen Wochen habe ich viele Gespräche mit Gastronomen, Wissenschaft und Unternehmen geführt. Dabei hat mich sehr beeindruckt, mit welcher Innovationskraft unser Land auf diese Situation reagiert. Der Heizpilz, der für die Gastronomie durchaus hilfreich sein kann – und über den gerade viel diskutiert wird - ist dabei nur eine unter vielen, gerade technikbasieren Lösungen.
Ich habe unter anderem eine Firma besucht, die Überdachungslösungen für die Gastronomie entwickelt hat. Das sind wirklich innovative Ideen. Aber hierzu braucht es auch uns liebe Kolleginnen und Kollegen.
Wir als Politik müssen jetzt diese neuen Ideen begleiten und fördern. Bei dem konkreten Beispiel der Überdachungen müssen wir schauen, wie wir sie in den Bestimmungen für fliegende Bauten in den Kommunen unbürokratisch rechtssicher und flexibel umsetzen können. Selbstverständlich ohne Rettungswege, den Brandschutz und die Barrierefreiheit aus den Augen zu verlieren.
Eine spannende und vielversprechende Technik ist auch die Nutzung von UVC-Licht zur Entkeimung von Räumen. Mit Hochleistungsgeräten, die hier bei uns in Leichlingen im Bergischen Land entwickelt und hergestellt werden, kann auf kleinstem Raum eine fast vollständige Reduzierung von Mikroorganismen erreicht werden. Diese Technik bietet viele Nutzungsmöglichkeiten für Groß-Küchen, in Krankenhäusern, in Schulen oder eben fürs Restaurant oder die Kneipe um die Ecke.
Ich finde, es ist ein tolles Zeichen, dass sich viele Unternehmen und Wissenschaftler gerade aus NRW auf den Weg gemacht haben, um die betroffenen Branchen zu unterstützen und Lösungskonzepte zu entwickeln. Dies sollten wir als Politik z.B. mit Innovationsschecks jetzt weitestgehend unterstützen und fördern.
Deshalb ist die Einführung der Innovationsklausel in die Coronaschutzverordnung ein wichtiges Signal, das deutlich macht, wie sehr sich die Landesregierung sich dafür einsetzt, die betroffenen Branchen zu stärken und zu unterstützen. Und es ist sehr erfreulich, wenn Firmen und Universitäten aus NRW unsere Gastronomie stützen können.
Ich selber habe mir in den letzten Wochen die derzeit modernsten Filtertechnikanlagen angesehen und sie mit Wissenschaftlern und Gastronomen besprochen. Sehr vielversprechend sind aus meiner Sicht mobiler Geräte, die hier in Heinsberg produziert werden. Es handelt sich um sog. HEPA-14 Filter, die die Luft maximal von Aerosolen reinigen. Einmal am Tag werden die eingefangenen Viren im Gerät thermisch gereinigt und entfernt. Sinnvoll sind jetzt schnell Praxistests, die wir in der Kölner Gastronomie mit der DEHOGHA begleiten wollen.
Alle haben mir berichtet, wie wichtig es für sie ist, schnell Lösungen zu finden und wie viel Hoffnung sie in neue Techniken setzen. Selbstverständlich sind Filter oder UVC Licht kein Allheilmittel und sie können auch keine medizinische Sicherheit versprechen. Aber für die Risiko- Abwägung der Menschen sind technische Innovationen und Hygiene - Zertifikate wichtige Bausteine, um die Gastronomie hier bei uns in NRW und in Köln mit den vielen Kneipen, Restaurants und Brauhäusern zu stärken.
Sollten mobile oder fest in den Lüftungssystemen installierte Filteranlagen den gewünschten Erfolg erzielen, könnten davon auch Schulen, Kitas, Behörden, der stationäre Einzelhandel und Veranstaltungs-Hallen profitieren. Und das würde den Menschen hier bei uns in NRW wieder ein Stück mehr Normalität geben.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Ansatz jetzt mit neuen guten Ideen voranzugehen und dies so weit wie möglich vom Land zu unterstützen ist richtig, um diese existenzielle Krise der ganzen Gastronomie abzufedern –
Und dann isset auch lang noch nicht vorbei!
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