Peter Preuß zu TOP 10 "Unsere Kinder vor den Fehlern der Vergangenheit schützen – einen neuen Conterganskandal verhindern!"

09.10.2019

Sehr geehrter Herr Präsident,
verehrte Kolleginnen und Kollegen,

wird ein Kind geboren, ist dies für die Eltern, Großeltern und Ge-schwister das größte Glück und ein Anlass großer Freude. Dass es diesem kleinen Menschen gut geht, steht mit Beginn der Schwan-gerschaft an erster Stelle. „Hauptsache gesund!“ ist der wohl ge-bräuchlichste Satz. Schon während der Schwangerschaft, während der Geburt und danach tun wir alles medizintechnisch und menschlich Mögliche, damit es Mutter und Kind gut geht.

Alle diagnostischen Möglichkeiten und die Vorsorge können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Schwangerschaft und Geburt aber immer noch ein natürlicher Vorgang sind.

Kommt ein Kind krank, mit einer Fehlbildung oder einer Behinde-rung auf die Welt, ist dies für die ganze Familie zunächst eine schwierige Situation, der man sich stellt und die die Liebe zum Kind nicht trübt. Und natürlich fragt man sich, warum ist das so ge-schehen? 

Viele Einflüsse spielen eine Rolle: Genetische Dispositionen, un-bewusstes Verhalten zu Beginn oder während der Schwanger-schaft, insbesondere, wenn diese vielleicht noch nicht bekannt ist – zum Beispiel der Konsum von Nikotin oder Alkohol und die Ein-nahme von Medikamenten - wovon wohl je nach Schwanger-schaftsphase nur kleinen Mengen ausreichen, um dem Kind zu schaden, aber auch Mangelerscheinungen, Umwelteinflüsse und weiteres mehr.

Die Meldungen über Fehlbildungen der Hände im vergangenen September haben uns alle alarmiert. Das Gesundheitsministerium hat umgehend richtig reagiert und eine landesweite Abfrage bei Krankenhäusern mit geburtshilflichen Abteilungen gestartet. Der Bericht zeigt, dass keine offensichtlichen „Trends“ oder regionale Häufungen festgestellt wurden. Ich denke, das ist erst einmal eine beruhigende Nachricht.

Und es gibt überhaupt keinen Hinweis auf die Unterstellung im An-trag, für die Fehlbildungen seien Einflüsse wie im Conterganfall verantwortlich. 

Ob angesichts der unterschiedlichsten Einflüsse auf die Schwan-gerschaft eine Datenbank weiterhilft, sei dahingestellt. Die Erfas-sung von Daten an sich ist lediglich Bürokratie. Es geht um die Frage, welche Daten sinnvollerweise erfasst, verknüpft und aus-gewertet werden. Welche Daten sind relevant?

Und ist die Teilnahme an einer internationalen Datenbank geeignet oder eine Lösung auf Landes- und Bundesebene nicht zielführen-der?

Es stellt sich auch die Frage, ob und inwieweit eine Analyse dann überhaupt möglich ist und welche Aussagen getroffen werden kön-nen.

Ganz grundsätzlich und ethisch auch nicht einfach zu beantworten, ist die Frage, was eine Fehlbildung ist. Sollen Kinder in Zukunft auf „Abweichungen von der Norm“ hin untersucht werden? Wir neh-men die Kinder so, wie sie sind, ob gesund oder krank oder mit ei-ner Behinderung. Sie alle gehören gleichwertig zu unserer Gesell-schaft.

Wir wollen uns gerne im Ausschuss mit dem Thema befassen, was wir ohnehin tun. Die AfD kann aber nicht damit rechnen, dass wir dem Antrag mit dieser unsäglichen Überschrift zustimmen, solange es für diese Unterstellung keinen Anhaltspunkt gibt. 

 

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

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