Raphael Tigges zu TOP 03 "Fachkräfteoffensive – Herausforderungen des Fachkräftemangels im MINT-Bereich mit Potenzialen der akademischen Bildung begegnen."

08.12.2022

Sehr geehrter Herr Präsident!/ Frau Präsidentin
Liebe Kolleginnen und Kollegen! 

Fachkräftemangel – dieser Begriff ist derzeit in aller Munde. Ein Thema was an uns, als Abgeordnete bei fast jedem Besuch eines Unternehmens vom Handwerk bis zur Industrie, einer Kita oder einem Krankenhaus adressiert wird.

Aber der Fachkräftemangel ist mehr als ein Modewort, sondern er ist neben den Themen der Energiekrise und Kostensteigerungen in vielen Branchen zur akuten Bedrohung unseres Wirtschaftsstandortes und der Zukunftsfähigkeit der Unternehmen geworden. Diese Entwicklung wird sich aufgrund des demografischen Wandels in den kommenden Jahren noch verschärfen. 

Die Zukunftskoalition nimmt das Thema sehr ernst und hat die Zeichen der Zeit erkannt.

Bereits mit der Aachener Erklärung der CDU-Fraktion haben wir dieses Thema aufgenommen und deutlich gemacht, dass es wichtig ist, dem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften aus unterschiedlichen Perspektiven entgegenzuwirken, um Arbeitsplätze, Wohlstand und Innovationskraft zu sichern.

Kern unseres Anliegens ist es, gerade in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik den potentiellen Nachwuchs zu fördern.

Es gilt die Grundlagen bereits früh, in der Kita- oder Schule zu legen, aber auch unsere starke und vielfältige Hochschullandschaft kann und muss ihren Beitrag leisten.

Ich möchte es hier auch nochmal deutlich sagen –

Wir dürfen nicht zulassen, dass berufliche Ausbildung und akademische Ausbildung, bzw. Studium gegeneinander ausgespielt werden, sondern wir müssen beides als gleichwertig betrachten und gemeinsam denken.

Und ich sage auch sehr deutlich, nicht nur Kinder mit Abitur sind ganze Menschen, im Gegenteil, eine berufliche Ausbildung in Handwerk oder Industrie wird zukünftig ganz neue Karriere- und Verdienstmöglichkeiten eröffnen.

Das muss sich auch in den Köpfen der Schüler, der Lehrkräfte, vor allem aber auch der Eltern und weiterer Akteure festsetzen.

Lassen Sie mich drei Ansatzpunkte nennen, bei denen die akademische Bildung ihren Beitrag hierzu leisten kann und die wir in diesem Antrag abbilden möchten.

1.)
Wir wollen mehr junge Menschen für eine Ausbildung in naturwissenschaftlichen und technischen Berufsfeldern  gewinnen und ihnen entsprechende Möglichkeiten zur frühzeitigen Orientierung bieten. Hier gilt zu prüfen, wie wir in Kitas oder Schulen das Interesse für die MINT-Bereiche wecken.

Mit der Gemeinschaftsoffensive „Zukunft durch Innovation.NRW“ – oder kurz zdi – verfügen wir in NRW über das größte Netzwerk zur Förderung des MINT-Nachwuchses in Europa. Mehr als 4.500 Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft sind dabei bereits miteinander vernetzt. 
Dies gilt es zu stärken und auch die Talent-Scoutingprogramme weiterzuentwickeln.
2.)
Wir setzen uns mit diesem Antrag für mehr und wechselseitige Durchlässigkeit zwischen Berufsausbildung und akademischer Ausbildung ein.

Dazu gehört eine effektive Beratung von Schülerinnen und Schülern zu Ihren Berufswünschen und Qualifikationen. Die Orientierung, ob Studium, duales Studium oder die Ausbildung der richtige Weg ist, muss frühzeitig beginnen.

Hier sind neben den Angeboten in Schulen auch Maßnahmen weiterzuentwickeln, die eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen Hochschulen, Kammern und Wirtschaftsverbänden zum Ziel hat, um eine fundierte Orientierungsphase für die zielgenaue Auswahl von Studiengängen für angehende Studierende zu ermöglichen und auch zu prüfen, wie duale Studiengänge, also Ausbildung und Studium, ausgebaut und gestärkt werden.

Ein weiterer Schritt in diesem Bereich ist die Stärkung entsprechender Beratungsangebote, um Langzeitstudierenden, Studienabbrechern oder Studienzweiflern bei einem Wechsel in die berufliche Ausbildung zu helfen und zum richtigen Abschluss zu begleiten.

3.)
Die Berufsausbildung braucht in unserem dualen Ausbildungssystem ausreichende und qualifizierte Lehrkräfte.
Lehrkräfte an Berufsschulen zum einen, Lehrer in den MINT-Fächern an allgemeinbildenden Schulen zum anderen.

Wir wollen prüfen, wie sich insbesondere die Hochschulen für angewandte Wissenschaften mit Ihrer praxisorientierten Ausrichtung bei der Ausbildung von Berufsschulkräften noch stärker einbringen können und die Kooperationen zwischen den HaWs und den Universitäten bei der Lehramtsausbildung bedarfsorientiert weiterentwickelt werden kann. 

Liebe Kolleginnen und Kollegen –

Nur gemeinsam mit vereinten Kräften, fach- und ressortübergreifend, können wir im Bildungsbereich dem Fachkräftemangel entgegen treten.

Daher bin ich auch der Landesregierung dankbar, dass sie bereits die „Fachkräfteoffensive NRW“ initiiert hat.
An diese wollen anschließen und sie zielgerichtet unterstützen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.